Humor und Alter

Forschern gibt der Humor vie­le Rätsel auf. Und das macht die­sen Themenbereich ganz beson­ders inter­es­sant. In letz­ter Zeit sind mir immer wie­der erstaun­li­che Daten und Fakten zum Thema „Heiterkeit und Humor im Alter“ begegnet. 

In die­sem Beitrag fin­den Sie eini­ge die­ser Überlegungen und empi­ri­schen Befunde, zum Teil kann man sie ein­bet­ten in einen theo­re­ti­schen Kontext, zum Teil kann man es nicht. Falls Sie noch Eindrücke und Informationen ergän­zen wol­len – ger­ne. Unterhalb des Textes gibt es ein Formularfeld dazu. Falls es kei­ne Anmerkungen gibt, ist das aber auch nicht schlimm. Wie sag­te einst Unbekannt? „Humor zu ana­ly­sie­ren, das ist wie das Sezieren eines Frosches. Niemand tut es gern und am Ende ist der Gegenstand der Analyse tot“. Machen wir ihn also nicht ganz tot, den Humor, son­dern sezie­ren nur ein wenig an ihm rum.

Ein Faible für Inkongruenz-Lösungswitze – wer hat den nicht …

Was man lus­tig fin­det, das ver­än­dert sich über den Lebenslauf hin­weg. Je älter man wird, des­to mehr mag man Witze, in der es eine Pointe zu ver­ste­hen gibt. Wissenschaftlich nennt man die­se Witze Inkongruenz-Lösungswitze.

Der eng­li­sche Psychologieprofessor Richard Wisemann hat mit sei­nem Team den lus­tigs­ten Witz der Welt ermit­telt, also den Witz, über den man kul­tur­über­grei­fend am meis­ten lacht. Rund 500.000 Menschen aus ins­ge­samt 70 Ländern haben teil­ge­nom­men, und als Lieblingswitz einen typi­schen Inkongruenz-Lösungswitze gewählt. Der geht wie folgt:

Zwei Jäger gehen auf die Jagd und wan­dern durch den Wald. Plötzlich greift sich der eine an die Kehle und stürzt zu Boden. Der ande­re Jäger gerät in Panik und ruft den Notarzt an: „Ich glau­be mein Freund ist tot, was jetzt?“ Der Arzt sagt: „Beruhigen Sie sich! Zunächst ein­mal müs­sen Sie sicher gehen, dass Ihr Freund wirk­lich tot ist.“ Kurze Pause, dann ein Schuss. Dann kommt er wie­der ans Telefon. „OK, erle­digt, und was jetzt?“

Nonsens baut ab

Während mit stei­gen­dem Alter die Vorliebe für Inkongruenz-Lösungswitze zunimmt, nimmt die für Nonsens ab. Nonsens-Humor, dazu gehö­ren Sprüche, die durch eine „regel­haft betrie­be­ne Sinnverweigerung“ gekenn­zeich­net sind, defi­niert Wikipedia. Nonsens in der Praxis, das ist bei­spiels­wei­se das berühm­te Zitat von Henry Ford:

Jeder Kunde kann sein Auto in einer belie­bi­gen Farbe lackiert bekom­men, solan­ge die Farbe, die er will schwarz ist.“

Je älter man wird, des­to weni­ger mag man Verdrehungen, die ohne Aussage blei­ben. Warum dem so ist? Man weiß es nicht genau. Klar ist: es ist kon­ser­va­ti­ver über Inkongruenz-Lösungswitze zu lachen als über Nonsens. Ob Menschen die­sen Konservatismus aber in das Alter mit­brin­gen, oder ob er da ent­steht, dass ist aktu­ell unklar.

Über sich selbst lachen – eine hohe Kunst

Der schon erwähn­te Psychologieprofessor Richard Wisemann hat in sei­ner Studie her­aus­ge­fun­den, dass Ältere eine Vorliebe für Witze haben, die die Schwächen des Älterwerdens the­ma­ti­sie­ren. Mehr als die Hälfte der Personen 60plus fan­den einen Witz über Vergesslichkeit lus­tig, dage­gen konn­te nur jeder Fünfte der Jüngeren über den Witz lachen.

Warum die­se Unterschiede? Nun, Humor hilft Menschen, sich von Angstbesetztem zu distan­zie­ren. Deswegen lachen älte­re Menschen ver­mehrt über das, was sie per­sön­lich betriff. Das glei­tet sogar ins rich­tig Deftige ab – Witze über Impotenz oder sexu­el­le Unattraktivität sind bei älte­ren Menschen beliebt. Auch das ist ein Ergebnis der Richard-Wisemann-Studie. Andere Untersuchungen heben Humor als Bewältigungsmechanismus eben­falls her­vor und sei­ne beson­de­re Bedeutung in Stresssituationen. Und eh‘ ich es ver­schwit­ze, hier noch der Witz zur Vergesslichkeit.

Ein älte­res Paar ist zum Essen bei einem ande­ren Paar ein­ge­la­den. Nach der Mahlzeit erhe­ben sich die bei­den Frauen und gehen in die Küche. Die bei­den älte­ren Herren unter­hal­ten sich wei­ter. Einer sagt: „Gestern Abend waren wir in einem neu­en Restaurant, das war wirk­lich toll. Ich kann es nur emp­feh­len.“ Darauf der ande­re: „Wie hieß denn das Restaurant?“ Der ers­te Mann denkt lan­ge nach und sagt schließ­lich: „Wie heißt doch noch die­se Blume, die man manch­mal einer Frau gibt, wenn man sie liebt? Sie wis­sen schon … sie ist rot und hat Dornen.“ „Sie mei­nen eine Rose?“ „Ja, rich­tig“, ant­wor­tet der ande­re. Dann wen­det er sich in Richtung der Küche und ruft: „Rose, wie hieß noch das Restaurant, in dem wir ges­tern waren?“

Humor und Beziehungsstatus nach Altersgruppen

Bei Untersuchungen in Sachen Humorausprägung ist auf­ge­fal­len, dass im Alter von 20 bis 30 Jahren Singles höhe­re Werte errei­chen als Verheiratete oder Geschiedene. Im Alter von 41 bis 60 Jahren haben dann Singles und Verheiratete weni­ger Humorpunkte und die Geschiedenen füh­ren in Sachen Lustigkeit. Im Alter 61plus ist der Beziehungsstatus von kei­ner kla­ren Bedeutung. Woran das liegt? Vermutlich dar­an, dass Humor eine Strategie bei der Partnersuche ist, Humor bringt Anerkennung und Beachtung – aller­dings nicht in jeder Form … 😉

Er: Ich den­ke, ich könn­te dich sehr glück­lich machen. 
Sie: Wieso? Gehst du schon …