Die FAQs zur Lebenskunst der Älteren

Wer ein Buch schreibt, der kann erzäh­len. Als Autorin wird man ziem­lich viel gefragt. So ging und geht es mir nach der Veröffentlichung der „Lebenskunst der Älteren“. Und was soll ich sagen … das erkun­di­gen­de Interesse ist toll und die inter­es­sier­ten Erkundigungen sind es ebenfalls.
Unten habe ich die FAQs zusam­men­ge­stellt. Nicht, weil ich nicht mehr gefragt wer­den möch­te – im Gegenteil. Falls Ihnen noch Fragen ein­fal­len, bit­te sen­den Sie die doch ein­fach über das unten ste­hen­de Formular. Ich freue mich. 

1. Ist Lebenskunst eine Frage des Alters?

Lebenskunst, dabei geht es um eine gewis­se Haltung. Und tat­säch­lich ist es so, dass sich die­se in der zwei­ten Lebenshälfte bei den meis­ten ändert. Die Menschen leben dann bewuss­ter. Sie schen­ken dem, was für sie wich­tig ist, mehr Aufmerksamkeit. Sie sind nach­weis­lich zufrie­de­ner als im mitt­le­ren Lebensalter. Bei vie­len Menschen, aller­dings nicht bei allen, ist Lebenskunst eine Frage des Alters.

2. Warum ist ein gutes Altersbild ein echter Lebensjoker?

Ein gutes Altersbild ist ein Lebensjoker, weil es uns Möglichkeiten hin­zu­schenkt. Das fängt bei der Länge des Lebens an. Menschen leben im Durchschnitt sie­ben­ein­halb Jahre län­ger, wenn sie posi­ti­ve Erwartungen an das Alter haben. Außerdem ist die Lebenszufriedenheit höher und die Gesundheit bes­ser. Es gilt letzt­lich auch beim Altersbild das Prinzip der selbst­er­fül­len­den Prophezeiungen: man bekommt, was man erwartet.

3. Was steckt hinter der Alterserkenntnis: Weniger ist mehr? Warum sich mit wenig zufrieden geben, wenn man mehr haben kann?

Ältere sor­tie­ren rigo­ro­ser aus, was ihnen nicht wirk­lich etwas bringt. Das tun sie zum Beispiel auch im Bereich der sozia­len Kontakte. Unerquickliche wer­den redu­ziert. Dafür wird mehr Zeit in die bedeut­sa­men inves­tiert. Diese erhal­ten mehr Tiefe. Und letzt­end­lich sind es ja die tie­fen Erfahrungen, die das Leben berei­chern. Es ist ein zen­tra­le Aspekt des „Weniger ist mehr“, dass man so mehr Qualität haben kann.

4. Welches Lebensstrategien der Älteren können wir uns für den Alltag abschauen – an einem ganz konkreten Beispiel festgemacht?

Ältere Menschen leben ins­ge­samt auf eine Art und Weise, die ihr Gefühlsleben opti­miert. Gute Gefühle wer­den ver­stärkt, nega­ti­ve Gefühle zurück­fah­ren. Das ist etwas, was man ganz ein­fach in den Alltag mit­neh­men kann. Die Frage „Tut mir das gut?“. Wie viel schlep­pen wir durch das Leben, obwohl es kei­ne guten Gefühle bringt. Das fängt schon bei der zu eng gewor­de­nen Jeans an. Die ist nicht nur ein Stück Stoff, son­dern auch ein Vorwurf – „Du bist zu dick gewor­den …“ Weg mit sol­chen Dingen.

5. Es gibt aber doch nicht nur die zufriedenen älteren Menschen, sondern auch die verbitterten und missgünstigen. Wie passen die ins Bild?

Alter ist ja kein Neubeginn, son­dern das Ergebnis von Leben. Es ist so, dass sich die Mehrheit älte­rer Menschen in Sachen Zufriedenheit stei­gert. Bei dem ande­ren Teil ist es umge­kehrt, die­se Menschen wer­den unzu­frie­de­ner. Auch das stellt das Buch dar. Und es erklärt auch, war­um dem so ist.
Zwischen den Persönlichkeitsmerkmalen und dem Wohlbefinden gibt es näm­lich ein Wechselspiel. Dieses ist lebens­be­glei­tend und beginnt schon in der Kindheit. Dabei gilt das Prinzip: Wer offen und mit guter Laune auf ande­re zugeht, dem sind die Menschen freund­li­cher zuge­tan. Und wer posi­ti­ve Erfahrungen mit Menschen hat, der ist Menschen wie­der­um offe­ner zuge­wandt. Wie bei Henne und Ei bedingt das eine das ande­re und umge­kehrt. Auch in die nega­ti­ve Richtung, denn hier greift der Mechanismus eben­falls. Insofern ist das Bild vom ver­bit­ter­ten Menschen in hohen Lebensjahren ein durch­aus tref­fen­des. Für eini­ge Ältere. Nur ist es eben nicht dominant.

6. Ist das Buch die „Lebenskunst der Älteren“ nicht eine Verklärung des Alters?

Es geht in dem Buch nicht dar­um, alles rosa­rot zu malen, son­dern dar­um, die Leistungen Älterer anzu­er­ken­nen. Körperlich zum Beispiel gibt es kein gelin­gen­des Alter, das wird auch ganz klar so gesagt. Aber gera­de weil das Alter gehö­ri­ge Schattenseiten hat, wer­den die Verarbeitungskompetenzen Älterer umso beacht­li­cher. „Körperlich betrach­tet“, so steht es auf Seite 20, „ist Alter ein Ärgernis. Es raubt Sehschärfe, Hörvermögen, Muskelkraft, und das Immunsystem des Körpers ist irgend­wann auch nicht mehr das, was es mal war. Im Kern tra­gen all die­se Veränderungen die Botschaft, dass das Leben ein Ende fin­den wird. Dass der Mensch und sein Körper nicht für die Ewigkeit gemacht sind“. Trotz all dem ver­zwei­feln älte­re Menschen aber nicht, son­dern schaf­fen es, sich psy­chisch einen Ausgleich zu erwir­ken. Der geht bei vie­len soweit, dass sie lebens­zu­frie­de­ner sind als in jün­ge­ren Jahren. Das fin­de ich nicht rosa­rot, son­dern hoff­nungs­voll und bewundernswert.

7. Und wenn ich trotz all der schönen Forschungsergebnisse mit dem Altern nicht klar komme?

Es ist kei­ne leich­te Erkenntnis in den mitt­le­ren Lebensjahren zu sehen, dass die Zahl der Möglichkeiten abge­nom­men hat und die meis­ten Entscheidungen schon getrof­fen wor­den sind. Aber genau die­se Erkenntnis birgt auch neue Chancen. So wie es der Schweizer Schriftstellers Jakob Bosshart for­mu­liert hat: »Wäre der Tod nicht, es wür­de kei­ner das Leben schät­zen. Man hät­te viel­leicht nicht ein­mal einen Namen dafür«. Letztendlich will das Buch Impulse geben und Positives dar­stel­len. Aber es will auf gar kei­nen Fall bekeh­ren. Wenn jemand dem Älterwerden über­haupt nichts abge­win­nen kann, dann ist das so. Ich will nicht mis­sio­nie­ren – aber ich emp­fin­de es als schade.

8. Wie kommt man auf die Idee ein Buch über die Lebenskunst der Älteren zu schreiben?

Nun stu­die­re ich seit vier Jahren „Integrierte Gerontologie“ und bin im Laufe der Zeit mit unter­schied­lichs­ten Personen über das Alter ins Gespräch gekom­men. Vor allem über die U‑Kurve des Glücks, der nach man in höhe­ren Lebensjahren zufrie­de­ner ist mit dem Leben als in den mitt­le­ren Lebensjahren. Das hat natür­lich damit zu tun, dass ich die­se Kurve selbst so fas­zi­nie­rend fin­de, und oft dar­auf hin­wei­se. Im Lauf der Zeit wur­de immer kla­rer, dass auch mei­ne Gesprächspartner davon ein­ge­nom­men sind, und zwar unab­hän­gig vom Alter. Viele Ältere füh­len sich bestä­tigt und Jüngere sahen das Alter mit posi­ti­ve­ren Augen. Peu à peu gedieh bei mir so die Idee, dar­über ein Buch zu schreiben.