Alles Gute – eine Liebeserklärung an Helmut Schmidt und Keith Richards

Helmut Schmidt – 95. Geburtstag im Dezember 2013. Keith Richards – 70. Ehrentag. Und ich muss geste­hen: Keiner von bei­den sieht für mich auch nur einen Tag jün­ger aus. Wie auch? Ein kon­se­quen­ter Vielraucher und ein Ex-jun­ger Wilder, der heu­te fort­ge­schrit­te­ner Wilder ist. Eigentlich kei­ne guten Kandidaten für hohe Lebensjahre. Keith Richards mit sei­nem Lebensstil schon über­haupt gar nicht. Nimmt er noch Drogen? Nicht mehr. Aber er stürzt von der Palme – kein Kontext, den man in Sachen Sturzprophylaxe 60plus gemein­hin bedenkt.

In der Gerontologie gibt es die Frage nach dem gelin­gen­den Altern. Und es gibt vie­le Theorien und empi­ri­sche Studien, die eine Antwort dar­auf geben – oder es ver­su­chen. Doch ganz unwis­sen­schaft­lich – aus dem Bauch her­aus – las­sen mich die Geburtstage von Schmidt und Richards den­ken: Die bei­den machen es per­fekt. So geht Altern. Lässig, frei, unkon­ven­tio­nell. Ich fin­de toll, was die bei­den tun und wie sie es tun – und zwar auf eine durch­aus wider­sin­ni­ge Weise.

Eigentlich mag ich als Ex-Raucherin unge­zü­gel­te Abhängigkeit nicht sehen, doch bei Helmut Schmidt liegt mir nichts fer­ner als sol­che Kritik. Und dass er fast sie­ben Jahrzehnte mit Loki Schmidt ver­hei­ra­tet war, wie hoff­nungs­voll: Wahre Liebe ist mög­lich, auch in unse­rer Zeit. Die neue Partnerin nach Lokis Tod tut dem kei­nen Abbruch. Das Leben geht wei­ter. Etwas Neues zu begin­nen, das ist kein Verrat an dem, was man gehabt hat.

Und Keith Richards? Bei ihm kann ich mich immer wie­der nur wun­dern, wie viel Würde ein Mann aus­strahlt, des­sen Leben vol­ler Sex, Drugs und Rock‘n Roll war. Nach all den Exzesse steht er auf­rech­ter denn je auf der Bühne und spielt Gitarre. Und was das Verlebsein anbe­langt …. Nun ja, wer das Leben lebt, der kann das eben nicht verhindern.

Wäre das eigent­lich nicht ein schö­ner Vorsatz fürs neue Jahr? Wahrhaftig die Zeit ver­le­ben, den eige­nen Weg gehen, los­ge­löst von Konventionen. Wie hat Keith Richards es ein­mal gesagt? „Ich höre Mozart und lese viel“ – so viel zu dem Einschätzen von Personen. Trotzdem oder gera­de des­we­gen: Ein gutes neu­es Jahr!