Seit letztem Monat steht die Zweite Heidelberger Hundertjährigen-Studie zum Download bereit. Die Untersuchung ist repräsentativ und enthält viel Neues über die gesundheitliche Situation, das Wohlbefinden und die Lebensstrategie von Menschen, die Geburtstage im dreistelligen Bereich feiern.
Wie viele andere sozialwissenschaftliche und psychologische Studien aus der Alternsforschung berührt die Hundertjährigen-Studie auch philosophische Fragestellungen – vor allem die nach dem guten Leben. Menschen, die einen umfangreichen Schatz an Lebenserfahrung haben, sind idealtypische Experten hierfür. Was ist wichtig? Was zählt am Ende? Was überdauert die Zeit?
Nun gibt auch die Hundertjährigen-Studie kein Patentrezept für glückliches Leben. Aber man wird durch sie zu wertvollen Gedanken und Überlegungen diesbezüglich geführt. Außerdem bekommt man Lust hochbetagt zu werden – sogar sehr viel Lust auf sehr viel Hochbetagtheit.
Bereits in der ersten Hundertjährigen-Studie haben die Forscher herausgefunden: Hundertjährige sind so glücklich wie 40-jährige Personen. Trotz all der Einschränkungen und Ressourcenverluste, die ein stolzes Alter mit sich bringt. Die zweite Studie hat nun diagnostiziert: Was den optimistischen Ausblick anbelangt, stehen die Hundertjährigen sogar besser da als Personen im Alter von 80 bis 95 Jahren.
Hundertjährige führen also kein schlechtes Leben. Im Gegenteil: Irgendwas ist bei ihnen ausgesprochen gelungen. Es gibt die Vermutung, dass dies auch in ihrem Lebenslauf generell so war. Die Erhöhung des Wohlbefindens bei über 95-Jährigen weist darauf hin, dass Optimisten länger leben, dass Menschen mit Zuversicht größere Chance haben sehr alt zu werden, dass die Hoffnungsvollen sich überproportional unter den Hundertjährigen tummeln. Ja, und das ist nur eine Erkenntnis der Studie, hier noch ein paar weitere im Überblick:
- Psychische Stärken sind für die Lebenszufriedenheit wichtiger als Gesundheit und soziale Ressourcen.
- Die heute Hundertjährigen waren über ihr Leben hinweg außergewöhnlich aktiv. Nur eine Ausnahme gilt: kein Hundertjähriger benutzt das Internet.
- In Sachen kognitiver Leistungsfähigkeit gibt es viel Raum für interindividuelle Unterschiede. Etwa ein Drittel der Hundertjährigen weist keine oder nur geringe Leistungseinbußen auf.
- Eine gute Schulbildung und lebenslange geistige Aktivitäten reduzieren das Risiko, mit 100 Jahren an Demenz zu leiden.
Wen die Hundertjährigen-Studie interessiert, der findet sie im Internet zum Lesen und Sich-inspirieren-Lassen. Denn, ganz unwissenschaftlich resümiert, sagt die Studie etwas Schönes: Ein vielfältiges buntes Leben mit Optimismus bringt Lebenszufriedenheit und Lebenslänge mit sich. Alles haben, das ist drin.